Von Magome nach Tsumago

August 8, 2021
Tagestrips

Wo & Was?

Während ich 2.5 monate lang freundlicherweise bei dem CSO meiner Firma in Nagoya eine Homestay-Erfahrung machen konnte, habe ich mir ebenfalls einige Orte, welche um Nagoya liegen, angeschaut. Einer meiner Tagestrips war der sogenannte Nakasendo Pfad welcher die beiden Städte Magome und Tsumago miteinander verbindet und Teil eines alten Handlerwegs, welcher seinerzeit Kyoto und Tokio verbunden hatte, ist. Dieser Wanderpfad erfreut sich großer beliebtheit, da er über die Zeit immer wieder Restauriert und gut gepflegt wurde und es dort den anschein hat, als wäre die Zeit still gestanden.

Lokale Vibes
Die Wege, besonders jene in den Städten hier sind sehr gepflegt und sauber
Hin und wieder findet man auf Wanderwegen solche Glocken, welche geläutet werden sollen, da ansonsten die Gefahr besteht eventuell auf Bären zu treffen

Da ich den Trip zum Spätsommer angetreten bin, war regionstypisch warm, sonnig aber nicht unerträglich heiß, was den ganzen Trip noch ein Stück besser gemacht hat.

Für mich war es das erste mal, dass ich mich auf eigene Faust auf einen Wandertrip in Japan gemacht habe und für mich war es in dem Moment genau das richtige. Eine Woche zuvor bin ich in Nagoya angekommen und habe angefangen langsam vom Großstadttrubel in Tokyo abzuschalten und ein wenig Ruhe zu finden. Der Trip war genau das richtige um den Kopf frei zu bekommen und einfach mal für sich in der wunderschönen Natur ein wenig Zeit zu verbringen.

Ließt man online über diesen Pfad, so wird oftmals eine Zeitspanne von ca. 2-3 Stunden angegeben, für mich hat der Trip jedoch insgesamt ungefähr 5 Stunden gebraucht, da ich zwischendurch auch immer einmal wieder Pausen zum durchatmen und genießen gemacht habe und darüber hinaus dann auch zum nächsten Bahnhof gelaufen bin anstatt den Bus zu nehmen.

Mein persönliches Highlight dieses Trips war ein zu Beginn relativ unscheinbarer Garten....

Der Eingang
Nachdem ich diese Aufschrift gelesen hatte, musst eich einfach vorbeischauen

Nachdem ich fast zum Endedes Gartens gekommen war, bin ich auf einen alten Herren namens Owaki gestoßen. Zu Beginn hatte ich ihn auf japanisch angesprochen und gefragt, ob er englisch sprechen kann, da die Schilder (es gab noch weitere im Garten selbst) ja alle samt auf englisch geschrieben waren und er meinte sehr japanisch, dass er kaum englisch sprechen kann und diese Schilder lediglich seine eigenen kleinen Übungen seien.

Owaki und ich haben anschließend also begonnen auf japanisch zu quatschen und ehe ich mich versah war schon fast eine ganze Stunde vergangen. Eine Stunde in der wir über Gott und die Welt, das Leben in diesem Garten zwischen zwei alten, relativ menschenleeren Städten, seine derzeitige Beschäftigung, seine Frau, welche im Jahr zuvor verstorben war und auch die Einsamkeit, welche Einzog, nachdem die Pandemie Japan für Touristen geschlossen hatte und seine Frau nicht mehr da ist.

Owaki sammelt Isektenhüllen und malt diese Farbig an,...
aber sein Herz gehört der Holzschnitzerei. In Gedenken an seine Frau hat er auch einiges Geschnitzt.
Begegnungen, die man nicht vergisst

Nachdem ich anschließend weiter gezogen bin habe ich auf ca. halbem Weg eine Teestube gefunden, welche "Free Tea" ausgeschrieben hatte. Mit meinem deutschen Mindset dachte ich mir sofort, dass daran irgendetwas faul sein muss. Ich meine niemand gibt etwas für umsonst, ohne irgendeine andere Leistung anzubieten.

Dennoch habe ich einen Versuch gewagt und es nicht bereut. In der Teestube wurden mir neben dem Tee sogar Süßigkeiten angeboten und darüber hinaus konnte ich mich mit dem Besitzer unterhalten. Neben Tee und Süßigkeiten gab es auch erste Hilfe Ausrüstung, welche man umsonst nutzen konnte, wenn man sich auf dem Weg eine Verletzung zugezogen hatte.

Der Besitzer des Teehauses ud ich hatten ebenfalls ein wenig über den Tourismus in der gegend Gesprochen und er erzählte mir, dass dieser, seit Beginn der Pandemie, auf weniger als 10% des ursprünglichen Wertes eingebrochen sei.

Nach dem netten Gespräch mit dem Besitzer verließ ich die Teestube und machte mich wieder auf den Weg mit einer weiteren schönen Erinnerung und ohne irgendetwas angedreht bekommen zu haben. Da sieht man mal, außerhalb von Großstädten dreht sich eben nicht immer alles nur ums Business.

Das ist aber auch relativ klassisch für Japan, dass alte Leute ihre Unterkünfte nutzen um ein Restaurant oder eine Teestube aufzumachen und mit wirklich sehr sehr minimalem bis hin zu gar keinem Gewinn am Ende des Tages nach Hause zu gehen enfach nur um das Gefühl zu haben auch nach dem Rentenalter immer noch etwas zur Gesellschaft beisteuern zu können

Insgesamt konnte ich mal wieder einen der wenigen Vorteile der ganzen Pandemie genießen und das ist die Menschenleere an Plätzen die normalerweise mit Menschenmengen überfüllt sind (besonders an Wochenenden).

So ruhig, dass entlang des Weges hin und wieder sogar Schmetterlinge gesichtet werden konnten.

Anbindung und Kosten:

Von Nagoya aus kann man vom Bahnhof aus mit Bus und Bahn für umgerechnet ca. 30€ Anreisen, womit sich die An- und Abreisekosten gemeinsam auf ca. 60€ belaufen. Wenn man daheim Frühstückt und nach dem Trip in der Ankunftsstadt in ein Restaurant geht, sollten sich die Kosten insgesamt auf ca. 70€ belaufen.

Da ich ohne Frühstück angereist bin habe ich in einem traditionellen (nicht zu teurem) Restaurant mit einer hammer Aussicht gefrühstückt

Weitere informationen sowie eine Beschreibung wie man von Tokio aus zu diesem Reiseziel gelangt gibt es hier.

Danke fürs Lesen und viel Spaß! (Die Symbole sind klickbar!)
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KanakInTokyo aka MaikelKanakInTokyo aka Maikel

Ich heiße Maikel und bin im November 2020 von Deutschland aus im Rahmen eines Stipendiums nach Japan, Tokyo gereist. Die Faszination für Japan hat damals mit Animes begonnen, hat sich im Rahmen der Vorbereitung auf mein damaliges Motivationsschreiben fürs Stipendium erweitert und wird Tag für Tag in Japan größer und größer. Im Moment absolviere ich ein Praktikum bei einem japanisch-thailändischem Startup, welches bis zum März des kommenden Jahres andauern wird. Was danach ansteht, weiß ich noch nicht so genau.

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