12 Tage in der Mongolei

June 13, 2022
Mehrtägige Reisen

Vor der Reise - das Erste mal Vollkommen allein in einem komplett fremden Land

Je näher der Flug in die Mongolei kam, desto mehr verunsicherte mich mein ganzes Vorhaben. Ich habe viel über Reisen in die Mongolei gelesen, herausgefunden dass selbst in der Hauptstadt nicht wirklich viele Menschen Englisch sprechen und man sich bei Solotouren (also jene die man alleine ohne einen Guide antritt) durch die Gobi-Wüste, welche ich gerne antreten würde, leicht verlaufen kann und sowas dann teils echt böse ausgehen kann. Naja, komm schon Maikel. du hast dir das in den Kopf gesetzt, die Flüge sind gebucht und du ziehst das jetzt auch durch! Kurzerhand auf booking.com mal nach Hostels geschaut, eins privat per Whatsapp angeschrieben und dann ähnlich wie auf einem Basar einen Preis für eine 7 tägige Wüstentour verhandelt. “Wie viel soll das Ganze denn letzten Endes kosten?” - “Was ist denn dein Budget?” - “...€” . “Kannst du noch etwas mehr pro Tag ausgeben, die Spritpreise sind gestiegen.” - “Na gut, aber für die anderen 5 Tage in der Hauptstadt brauche ich auch noch eine Unterkunft und darüber hinaus noch einen PCR-Test bevor ich abreise, weil es danach weiter nach Südkorea gehen soll” - “Das bekommen wir schon hin, wir entwerfen dann mal einen Reiseplan.” Definitiv sehr amüsant gewesen das Ganze. Naja und da nun auch eine guided Tour durch die Wüste beschlossen ist, muss ich mir nicht mehr allzu viele Gedanken darüber machen, wie ich in der Mongolei über den Tag komme, da mein Guide scheinbar ebenfalls gutes Englisch spricht.

Tag 1: Ein holpriger Start

Mittags um 14:40 geht es mit dem Flieger aus Japan los in die Mongolei. Zu Beginn ist das Gefühl der Vorfreude noch von einer gewissen Trauer darüber, dass die Zeit in Japan nun vorbei ist, überdeckt, jedoch soll dieses Gefühl nicht allzu lange anhalten.

Der Flug dauert insgesamt ca. 5.5 Stunden und aufgrund der Zeitverschiebung komme ich relativ pünktlich um 19:15 in der Hauptstadt der Mongolei Ulaanbaatar an. Das Gepäck ist ebenfalls pünktlich. Soweit so gut. Jetzt heißt es nur noch ab zur Unterkunft, eventuell ein wenig Abends spazieren gehen, erste Eindrücke sammeln und dann ab ins Bett. 

Ich kralle mir mein Gepäck, laufe durch die Tür, die zur Hauptlobby des Flughafens führt und werde direkt von jemandem angesprochen, ob ich denn nicht ein Taxi benötige. Der Flughafen ist etwas abgelegen und Busverbindungen werden in der Mongolei auf Google Maps anscheinend nicht angezeigt. Na da kommt ein Taxi doch wie gerufen. 

Nachdem mir gesagt wird, dass das Taxi umgerechnet ca. 25€ kostet, ich aber keinen Cent mehr in der Tasche habe, da ich meine letzten Yen in Japan für ein paar Snacks ausgegeben habe, mache ich mich auf den Weg zum nächsten Geldautomaten. Kaum schiebe ich jedoch meine Karte in den Automaten, bekomme jedoch prompt die Rückmeldung, dass meine Anfrage im Moment nicht bearbeitet werden kann… Naja Maikel, nicht so schlimm, gibt ja noch 4 andere Geldautomaten von anderen Anbietern hier, versuchs einfach da. 

Einer nach dem anderen weist mich ab. Nachdem ich mittlerweile schon ein wenig nervös werde, weil der Taxifahrer am Warten und ständigem Nachfragen, was denn jetzt los sei, mache ich mir langsam Gedanken, wie ich die ganze Situation regeln kann. Es ist 8 Uhr abends, ich bin allein am Flughafen in einem Land, in dem sehr, sehr wenige Leute auch nur ansatzweise Englisch verstehen, habe keinen Cent in der Tasche, die Läden am Flughafen schließen mittlerweile einer nach dem anderen und mobile Daten habe ich auch nicht, weil die Sim-Karten-Läden bereits alle geschlossen haben.

Glücklicherweise bietet der Taxifahrer  mir an, die Spritrechnung zu zahlen, da eine Kartenzahlung für eine Flasche Wasser zuvor funktioniert hatte und ich somit anscheinend per Karte zahlen aber kein Geld abholen kann. Auf dem Weg in die Stadt gibt er mir einen Hotspot mit seinem Handy und ich versuche über Skype meine Bank anzurufen. Jemand geht ran - Erleichterung - "Okay, ich werde Sie weiter zur zuständigen Person verbinden..." - "Vielen Dank für Ihren Anruf, wollen Sie an unserer Umfrage teilnehmen?" - “Nein” - "Okay, bis bald, tuuuut…"

"Bitte was?!'' Kaum trete ich mit deutschem Service in Kontakt, direkt so etwas. Na toll!" denk ich mir. Naja, ruhig bleiben Maikel, einfach nochmal probieren. Klappt nicht... Gerade erst die Skype-Telefonie-Funktion eingerichtet, aber irgendwie funktioniert der Service noch nichtso ganz. 

Was nun... Naja, an der Tankstelle angekommen, wird, bevor wir tanken, zuerst einmal meine Karte getestet, ob sie hier denn funktioniert. Klappt nicht... "OH GOTT, und jetzt?". Der Taxifahrer ist zum Glück sehr freundlich und entgegenkommend. "Lass uns in die Stadt fahren und du versuchst es dort einfach noch mal an anderen Automaten. Auf dem Weg in die Stadt kontaktiere ich einen Freund in Japan, welcher mir Geld auf mein japanisches Konto, welches ich kurz zuvor erst leer geräumt hatte, überweisen möchte, sobald er zurück vom Einkaufen ist. Bei der Unterkunft angekommen, erst mal zum nächsten Geldautomaten geflitzt und versucht, Geld abzuheben, jedoch erneut Fehlanzeige. Nun warte ich hier also auf meinen Freund, dass dieser vom Einkauf heim kommt und mir Geld überweisen kann. Nach ca. 20 Minuten erhalte ich die Benachrichtigung auf meinem Handy "Geld eingegangen". "Endlich, hoffentlich funktioniert jetzt meine japanische Karte." Ab zum Geldautomaten und diesmal hat es zum Glück geklappt. Geld abgehoben, den Taxifahrer bezahlt und ab ins Gasthaus. (Danke an der Stelle noch einmal an meinen guten Freund und ständigen Date-Gefährten Thomas ;)).

Hier treffe ich auf eine Familie, die mir sofort ein Getränk und ein paar Süßigkeiten anbietet. Anschließend sprechen wir ein wenig über meine mühselige Reise. Langsam komme ich wieder ein wenig zur Ruhe, niste mich ein und denke erst einmal nicht an morgen. Da soll nämlich noch abgeklärt werden, wie es mit meiner betreuten Tour durch die Gobi-Wüste ausschaut, da 2 Teilnehmer in der letzten Sekunde abgesagt haben. "Egal genug Stress für heute, einfach erst mal schlafen gehen und morgen schauen, wie es weiter geht." Licht ausgeknipst und hingelegt.

Tag 2: Spontan umdisponieren

Tag 2 beginnt, Frühstück ist inklusive. Ich frühstücke, nutze das WLAN, um ein paar Nachrichten zu checken, nehme eine Dusche und setze mich anschließend ins Wohnzimmer, um über den Plan für die Wüstentour zu sprechen. Im Wohnzimmer lerne ich einen holländischen Englischlehrer, der derzeit in Hanoi, Vietnam lebt, kennen. Robb, ein netter Typ, der ebenfalls plant, eine Tour durch die Gobi-Wüste zu machen. Jedoch ist er noch unentschlossen, ob er an meiner Tour oder an einer anderen Tour, für welche sich bereits zwei andere Personen gemeldet hatten, teilnehmen soll.

Da er zuvor bereits der anderen Tour zugesagt hatte, entscheidet er sich nun für jene und schlägt vor, dass ich mich dieser Tour ebenfalls anschließen kann. Die Entscheidung liegt eigentlich auf der Hand. Ich könnte nun entweder allein zurückbleiben und schauen, wie ich eine Tour für eine Person (vermutlich viel teurer) organisiert bekomme oder ich schließe mich Robb an und bilde ein 4er Team. Nach kurzer Absprache mit dem Leiter meines aktuellen Gasthauses teilt dieser mir mit, dass er hierfür vollstes Verständnis hat und es in Ordnung sei, dass ich mich für eine andere Tour entscheide. Ein schlechtes Gewissen wird mir hier nicht eingeredet. Ich zahle nun also für die letzte Nacht (im Nachhinein!), packe meine Sachen und mache mich mit Robb auf den Weg zum nächsten Gasthaus. 

Nun stehen wir beide vor der Tür. Ohne Schlüssel und ohne den blassesten Schimmer, wo genau wir klingeln sollen. Eine Nachbarin teilt uns durchs Fenster via Gesten einen Code für die Klingelanlage mit und wir versuchen unser Glück. Jemand öffnet die Tür. Nun müssen wir nur noch die richtige Tür zum Gasthaus finden. In der Mongolei handelt es sich scheinbar oft um ganz normale Wohnungen, welche zu Gasthäusern umfunktioniert werden. Wir durchlaufen das 6-stöckige Gebäude, schauen an jede Tür, können jedoch nichts finden. Auch der Versuch Hausbewohner nach dem Hostel zu fragen scheiterte aufgrund mangelnder Englischkenntnisse und der Tatsache, dass das Gasthaus nicht allzu bekannt zu sein scheint. Zu guter Letzt bemerke ich, dass die Tür im ersten Stock kein Schloss besitzt, öffne diese und hinter der Tür befindet sich eine weitere Tür mit einem Aufdruck vom Namen unseres Gasthauses.

Türschild vom Hostel
Hinter einer Tür ist dann noch eine Tür zum Hostel versteckt, dass anschienend nicht mal die Hausbewohner kennen.

"Na endlich!" denke ich mir und Klopfe an der Tür. 1,2,3,4 mal. Keiner öffnet die Tür. Weder Robb noch ich haben eine funktionierende SIM-Karte oder Internet auf dem Handy. Zwar haben wir der Besitzerin zuvor Bescheid gegeben, dass wir nun vorbeischauen und haben auch eine Antwort erhalten, jedoch ist jetzt scheinbar keiner zu Hause. 

Was nun? Naja, erst mal ins Cafe o. Ä. und dann können wir ja weiterschauen. Wir laufen ein paar Meter, finden ein Hotel, dürfen das WLAN hier nutzen und setzen uns dabei erst einmal in die Lobby. 

Obwohl wir keine Kunden sind, wird uns sehr flott jeweils eine Flasche Wasser angeboten, da es draußen ja sehr heiß ist. Nachdem wir die Besitzerin erneut kontaktieren, teilt diese uns mit, dass einer der Gäste zu Hause sei und uns die Tür öffnen wird. Okay, ein zweiter Versuch. Diesmal kennen wir auch den richtigen Code für die Klingelanlage. Der Code von zuvor scheint nämlich jener von der hilfsbereiten Fenster-Dame gewesen zu sein. Ein wenig tut es und im Nachhinein nun leid. Wir haben schließlich, nachdem wir die Tür zunächst nicht gefunden haben, gefühlt 10 weitere Male, in der Hoffnung, dass uns Hilfe entgegenkommen wird, geklingelt. Aber naja, daran ist nun auch nichts mehr zu ändern. Zurück im Gebäude öffnet diesmal ein Gast die Tür. Einen geregelten Check-In-Ablauf scheint es hier nicht zu geben. Sachen in ein Zimmer ablegen, kurz das Handy aufladen und ab in die Stadt, um ein paar Sehenswürdigkeiten in Ulan Bator abzuhaken.

Der Eindruck des ersten Tages bestätigt sich. Dies ist zwar die "boomende" Hauptstadt der Mongolei, jedoch ist die Mongolei keinesfalls ein erste Welt Land. Ein Mix aus ungepflegten Straßen und qualitativ minderwertigen Gebäuden und fancy Neubauten, sowie schicken Department Stores. Was mir sofort auffällt, ist die Gelassenheit der Mitarbeiter in den Läden, besonders jenen, in welchen nicht viel Kundschaft ein und aus geht. Die Mitarbeiter sind an ihren Handys und wenn man den Laden betritt, wird man zuerst gefühlt ein wenig genervt angeschaut, bevor es dann ganz gemächlich hinter den Tresen geht. 

Anschließend wird versucht, sich mit Hand und Fuß auf irgendeine Art mit mir zu verständigen, da Englisch ja meist maximal in sehr gebrochener Form gesprochen wird. Da Google Maps keine Busverbindungen anzeigt, die Buspläne alle nur in kyrillischer Schrift vorhanden sind und ich am Ende des Tages nicht irgendwo landen möchte, habe ich entschieden, die Stadt heute zu Fuß zu durchqueren. Ulan Bator ist zwar die Hauptstadt der Mongolei, jedoch ist das Zentrum, in dem alle Sehenswürdigkeiten zu finden sind, nicht allzu groß.

einfache Straßen
Wenn man nicht gerade im Zentrum der Hauptstadt unterwegs ist, sieht es oftmals so aus
Tempel with people in fron
Hier gibt es jedoch auch eine Menge an Tempeln...
buddha statue
und Statuen.
national holiday crowd
Hätte mir nich vorher jemand sagen können, dass heute ein religiöser Nationaler feiertag ist.
alt
Die Hauptstadt, hier gibt's eine Kluft zwischen einfachen alten ...
neu
und fancy neuen Gebäuden.

Nachdem ich das "Zentrum" Ulan Bators, den Sukhbaatar Square, sowie die Kaschmir Galerie besucht habe, mache ich mich auf den Weg zur Daisan Gedenkstätte.

Vorher noch mal kurz in einem Restaurant etwas essen, da das Magenknurren langsam nicht mehr zu überhören ist. Im Restaurant angekommen, konnte ich mich, dank der ganzen Bilder und englischen Beschriftungen, relativ rasch für ein Gericht entscheiden. Die Bedienung kommt, ich zeige aufs Bild. Es scheint irgendein Problem zu geben. Englisch wird, obwohl es ein relativ schickes Restaurant ist, zu 0% gesprochen. "Na gut, dieses Restaurant bietet auch traditionelle japanische Gerichte an, vielleicht spricht man hier ja auch ein wenig japanisch." Denke ich mir. Ebenfalls Fehlanzeige. Die Bedienung verschwindet.

"Okay, vielleicht wird nun jemand dazu geholt, der Englisch spricht". Die Dame kommt mit ihrem Smartphone wieder und Google Übersetzer teilt mir mit, dass das Gericht anscheinend 2 Stunden in der Zubereitung benötigt. So lange möchte ich nicht warten und zeige auf ein anderes Gericht. Diesmal scheint es verfügbar zu sein. Nun noch einen Appetizer und ein Getränk. Nachdem ich auf 3 Appetizer gezeigt habe und jedes Mal ein Kopfschütteln erwidert bekommen habe, bestelle ich einfach nur noch ein zusätzliches Wasser und schließe damit meine Bestellung ab.

restaurant_ger
Im Restaurant. Vor mir eine kleine Version von mongolischen traditionellen Zelten, ein sogenanntes Ger
first_dish
Das Essen, schlicht aber sehr lecker!

Nachdem ich mit dem (sehr leckeren!) Essen fertig bin, mache ich mich zur Kasse auf, um zu bezahlen. Hier stoße ich auf die nächste Überraschung. Gerade als ich Bezahlen will, wird festgestellt, dass keine 500 Tugrik (Mongolische Geldeinheit) in kleinen Scheinen mehr in der Kasse liegen, weshalb mir nun 500 Tugrik weniger zurückgegeben werden und gesagt wird "Okay, das wars, Sie sind fertig". Ohne überhaupt zu erwähnen, dass mir dieses Geld unterschlagen wird. Zwar handelt es sich hierbei nur um umgerechnet 15 Cent, jedoch war das für mich doch sehr überraschend, dass in einem solchen Fall nicht einmal eine kurze Entschuldigung oder Ähnliches ausgesprochen wird. (Fun Fact am Rande, in der Mongolei kann man für dieses Geld ein Busticket kaufen).

Vor der Gedenkstätte gibt es noch eine sehr riesige, schicke, 5-stöckige Mall, in welcher man von Einkaufsläden über ein Kino bis hin zu einer Spielhalle für Kinder/Jugendliche allerlei Sachen finden kann. Die dahinter liegende Gedenkstätte, die den gefallenen Soldaten der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg gedenken soll, verdeutlicht relativ eindrucksvoll die gute Beziehung zu Russland.

russia1
Nach einigen hunderten von Stufen, erreiche ich endlich die Spitze
russia2
Ganz schön eindrucksvoll. Der Ausblick von hier ist auch phänomenal.
tank
Laut einem Freund kann man in den Panzer auch (semi-legal) rein klettern.

Nach insgesamt ca. 5km Fußmarsch würde ich nun gern ein Taxi nach Hause nehmen, denn langsam wird es echt spät und auch etwas frisch. Die Adresse habe ich, Google Maps (zumindest offline) auch, jetzt brauche ich also nur noch einen Fahrer. Ich laufe also die Straße in Richtung Zentrum entlang und endlich sehe ich ein Taxi an der Ampel, frage den Fahrer, ob er englisch spricht und bekomme ein "bad"(engl.) erwidert. "Das ist genug" denke ich mir, steige ein und versuche dem Fahrer meine Adresse mitzuteilen. dDieser versucht mir jedoch mitzuteilen, dass er vorerst in eine andere Richtung fährt. Er nimmt mich ca. 2km entlang der Straße mit, hält an und sagt mir, dass er nun rechts abbiegt, ich aber nach links muss. "Das ist in Ordnung so, du brauchst nichts zu zahlen. Tut mir leid, dass ich dir nicht mehr helfen kann." Wow, umsonst? Wirklich? Völlig verblüfft steige ich aus und mache mich auf den Weg, die letzten 1-2km zu Fuß zu bewältigen.

Zuhause angekommen, treffe ich endlich auf die Managerin des Gasthauses, welche ebenfalls die Tour durch die Wüste organisiert. Wie bei meiner ersten Tour wartet erneut eine Verhandlung für den Preis auf mich (diesmal allerdings jedoch nicht per Whatsapp und Wochen im Voraus aus einem anderen Land, sondern live und in Person). Mir wird ein Preis vorgehalten, ich sage "Mein Budget ist aber nur so und so viel" und im Endeffekt konnte ich den Preis dann nochmal um 15% auf 400$ drücken und obendrein die heutige Nacht, sowie 3 weitere Nächte bis zu meiner Abreise obendrauf abgreifen. Inbegriffen waren nun also insgesamt

  • Die Nacht meiner Ankunft + 3 weitere Nächte nach meiner Rückkehr
  • eine 7 tägige Tour durch die Gobi Wüste (mit 6 Übernachtungen)
  • sämtliche Spritkosten, da wir mit einem Auto durch die Wüste tuckern werden
  • 6 Übernachtungen
  • täglich 3 Mahlzeiten
  • 30 minütiger Kamelritt
  • hier und da kleine Snacks wie z.B. ein Eis oder Süßigkeiten von lokalen Supermärkten
  • 24/7 Support von unserem Guide sowie den zwei Fahrern (auch wenn diese beiden lediglich mongolisch sprechen konnten)

Für den Preis ist das Komplettpaket meines Erachtens mehr als nur Fair und definitiv Wert.

Nun gut, nachdem das geklärt ist, heißt es nun ab ins Bett, denn morgen geht die Reise um 8 Uhr in der Früh los.

Tag 3: Die Tour Beginnt - Von Ulaanbaatar zu den White Cliffs hin zur ersten Nacht in einem Ger

7:00 aufstehen, frühstücken, duschen, fertig machen und noch einmal kurz die anderen zwei Mitstreiter unseres Teams für die nächsten 7 Tage kennenlernen. Ein französisches Architekten-Anwältin-Paar: Sebastian und Marion. Beide Ende zwanzig und haben vor einem Jahr beide ihren Job gekündigt, um für etwas mehr als ein Jahr die Welt bereisen zu können. Die Mongolei ist das letzte Land auf ihrer Liste, bevor es zurück nach Frankreich geht. 

Nun ist es mittlerweile 8:30 morgens. Vor der Tür wartet unser Fahrer mit seiner Frau in einem russischen SUV. 4-Rad Antrieb. Der Standard, wenn man in der Gobi-Wüste unterwegs ist. Erster Eindruck: Wow, das wird bestimmt eine turbulente Fahrt.

van
Russische Vans - better save than sorry

Ab geht die Fahrt. Raus aus der Stadt, ab in die Wüste. Ein Misch aus Grün, Dürre, immer mal wieder einzelnen kleineren Dörfern/Gemeinden, in denen es mitunter auch Supermärkte gibt und immer mal wieder Herden von Schafen, Kühen, Yaks oder Ziegen. Krass, hätte ich mir unter dem Begriff "Wüste" was anderes vorgestellt.

slum
So sieht es aus, wenn man ein wenig aus dem Zentrum herausfährt. Quasi vor den Pforten Ulan Bators.
supermarket
Ein Supermarkt in der Wüste. Was genau sich hinter den Läden verbirgt wussten wir auch nie, ehe wir nicht rein gegangen sind.
Und noch mal von innen.

Irgendwann endet die Straße und wir beginnen Offroad zu fahren. Wie unser Fahrer ohne irgendwelche Schilder, nur anhand von fast schon verwischten Reifenspuren, nicht die Orientierung verliert, ist mir schleierhaft. Er scheint ein Talent dafür zu haben.Einfach nicht zu viel darüber nachdenken und entspannt (so gut es bei all dem Geruckel, welches das Auto beim unebenen Boden durchläuft, geht) zurücklegen. Nach 9 Stunden haben wir das große Ziel unseres heutigen Tages erreicht. Die sogenannten White Cliffs. Die Entstehungsgeschichte geht auf Sediment Mineralien aus dem alten Meeresboden zurück, die durch Wind und Wasser zu metamorphen Gesteinen wurden. Laut unseren Guides wird dieser Ort auch manchmal als "Color Changing Cliffs" bezeichnet, da sich laut Erzählungen die Farbe dieser Gesteine aufgrund von Wind und Wetter von Jahr zu Jahr ein klein wenig ändert.

whiteCliffs1
Mal ein Foto um das Größenverhältnis einschätzen zu können
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So wirklich weiß sieht das ganze aber nicht aus.

Einige Fotos und Videos später geht's weiter. 45 Minuten später erreichen wir, gegen19 Uhr, unser erstes Ger-Lager. Das Wort "Ger" stammt aus dem mongolischen und bezeichnet die traditionellen Mongolischen Yurte. Beim Betreten fällt als allererstes sofort auf, wie gut der Stoff, aus welchem diese Zelte gemacht sind, isoliert. Sowohl Kälte, als auch Wärme haben keine Chance mehr einzudringen, nachdem wir die Tür schließen. (Naja in dem Land mit der kältesten Hauptstadt der Welt ist so etwas auch denke ich unabdingbar.)

nakedYurt
Ein "nacktes" Yurt/Ger ohne Ummantelung.
yurt
So sieht es dann aus wenn es fertig ist.
interior
Das Interior

Ein weiterer Punkt, der mich verwundert hatte: Es gibt Strom für eine Lampe! Es mag vielleicht auf den ersten Blick sehr provisorisch wirken, jedoch lässt der Einfallsreichtum hier definitiv nicht zu wünschen übrig. An einer (Auto)Batterie wird einfach kurzer Hand mit zwei Drähten eine Glühbirne geschlossen.

Ein erster Gang aufs Klo zeigt mir, dass es die kommenden Tage relativ spaßig werden soll, da es oftmals nur traditionelle Squat-Toiletten gibt. Spülung - Fehlanzeige. Hygiene - Nur bedingt möglich. Und dann noch nach einem Tag, an dem man sehr viel geschwitzt hat, ohne Dusche ins Bett gehen. Naja, der erste Tag lässt sich dort noch ganz gut weg stecken. Mal sehen, wie die folgenden Tage werden.

toilet_desertView
Ab und zu gab es nicht mal Türen zur Toilette, dafür allerdings einen Ausblick auf die Wüste...
squat_toilet
Diesmal allerdings gab es eine. Interessanter verschlussmechanismus für die Tür

Tag 4: Zivilisation in der Wüste & Dino Museum(???):

Früh aufstehen, um 8:30 frühstücken und weiter geht's im Programm. Mal wieder ein paar Stunden durch die Wüste schlittern, bis wir in einer etwas größeren Gemeinde ankommen, die sich als doch relativ modern erweist.

Zunächst springen einem am "Gemeinde Tor" die Drei riesigen silbernen Statuen, welche Frauen repräsentieren, ins Auge.

Die Geschichte dahinter: Hinter der Gemeinde liegen 3 Berge. Viele hunderte Jahre zuvor standen an stelle der Berge drei Wunderschöne Frauen, welche Gewänder Trugen den Baumblattfarben der jeweiligen Berg-Bäumen gleichen und warteten auf ihre Ehemänner, welche als Tapfere Krieger in einen anderen Teil Mongolei einmarschiert sind und nie zurückkehrten. Aus Loyalität warteten die drei Frauen jeweils so lange, bis sie zu Bergen wurden. - Ende. Auf Mongolisch klingt die ganze Geschichte bestimmt noch einmal um einiges cooler :D.

women
Die drei erstarrten Frauen

In der Stadt selbst essen wir in einem schicken neuen Glasgebäude mongolische Maultaschen zu Mittag und schauen uns anschließend die lokalen Märkte an. Außentemperaturen über 30°C und die Märkte sind teils Betonbauten ohne Türen und Fenster, in denen frisch geschlachtetes Fleisch verkauft wird. Ich betrete den Betonbau und sofort bemerke ich einen sehr stark stechenden Duft von rohem Fleisch und Tod.

desertRestaurant
Ein sehr fancy Gebäude für ein Dorf mitten in der Wüste.
rawMeat
Und das liegt bei einer Raumtemperatur für über 25° einfach so rum...

Ich bin sehr froh, dass wir darauf verzichtet haben, hier Fleisch für unser Abendessen zu besorgen. Die Hygiene hatte mir dann doch ganz schön zu Bedenken gegeben.

Zurück ins Auto geht es weiter in der Stadt. Ca. 10 Min später erreichen wir das Gobi Museum der Natur und Geschichte.

Die Mongolei (und vor allem die Gobi Wüste) ist ebenfalls für viele archäologische Funde bekannt, sodass in diesem Museum, neben vielen Ausstellungs-Abschnitten über traditionelle Mongolische Lebensweise, auch Abschnitte über die Dino-Geschichte, sowie sehr interessante Funde gibt.

Ein anderer Abschnitt hat sich mit Erdschätzen beschäftigt. In der Mongolei wird ebenfalls sehr viel Bergbau betrieben.

Jetzt geht’s wieder zurück zu unserem Camp. Diesmal hat sich direkt neben unserem Camp eine riesige Horde von Ziegen versammelt. Am Abend geht's ins Nachbarcamp, in dem ein überdimensioniertes Ger (zumindest ein wenig vom äußeren Anschein) eine Bar beherbergt. Hier wird mit dem Fahrer, unserem Tourguide sowie unserer Crew der Abend mit ein paar Bier ausgeklungen bevor es dann zurück ins Ger geht, um Energie für den nächsten Tag zu tanken.

Tag 5: Spontanes Yak Festival & Yol Valles/Ice Canyon

Heute sind wir ganz besonders gespannt. Unser Guide hat von Locals (dein “Einwohnern der Wüste”)  erfahren, dass heute ein Yak-Festival stattfindet, welches i.d.R. nur einmal im Jahr abgehalten wird, jedoch die letzten drei Jahre aufgrund der Pandemie pausiert wurde. Unser Guide selbst hat diesem Festival bisher nicht ein einziges Mal beigewohnt, da es sich hierbei um nur ein eintägiges Festival in der Mitte der Wüste handelt. Unglaublicher Glückstreffer!!

Das Festival soll planmäßig um 10 beginnen. Wir sind etwas spät dran, jedoch sind die anderen aus meiner Gruppe relativ entspannt, da sie zuvor schon ein wenig durch die Mongolei gereist sind und wissen, dass Mongolen nicht gerade für ihre Pünktlichkeit bekannt sind. Wir kommen um kurz nach 10 an. Man sieht gleich zu Beginn sehr viele Yaks. Manche, deren Frisur sogar schick hergerichtet worden ist, das Festival hat jedoch nch nicht begonnen. Eine Stunde vergeht, noch immer werden Aufbauarbeiten getätigt. Unser Guide scheint auch nicht ganz zu wissen,was im Moment vor sich geht. Unsere Gruppe kann das angekündigte Yak-Rennen kaum noch abwarten. Wie wird das wohl ausschauen? Eine Horde wild herumrennender Yaks? Kann man sich das vorstellen wie bei einem Pferderennen?

yaks
Und das waren bei weitem noch nicht alles Yaks

Naja, es scheint noch ein wenig zu dauern, deshalb besuchen wir in der zwischenzeit ein paar der bereits fertig aufgebauten Gers, in welchen lokale Stämme ein paar ihrer lokalen Spezialitäten zum Kosten anbieten. Ebenfalls wurde keine Mühe gescheut, das eigene Zelt sehr schick und traditionell zu schmücken. Am Ende des Tages wird es nämlich eine Abstimmung geben, welcher den best beherbergendsten Stamm küren wird.

In einem der Gers zieht das Stammesoberhaupt sogar sein traditionelles mongolisches Gewand für uns an, um uns seine Ehre zu erweisen. Zwar bin ich mit der mongolischen Kultur nicht allzu sehr vertraut, jedoch kann ich die Spannung in der Luft förmlich spüren, welche sich aufgebaut, während das Oberhaupt sich umzieht. Nun wird kruzerhand noch ein Foto geschossen, sich höflich bedankt und ab ins nächste Ger gegangen.

Ganz links Sebsation, hinter mir Marion, ganz rechts Robb und neben ihm nuser Tourist-Guide. Hinter dem Stammesoberhaupt ist die Frau unseres Fahrers zu sehen.

Ganz klassisch gibt es hier (wie auch bei sehr vielen anderen Angelegenheiten) salzigen Milchtee und ein wenig Gebäck. Darüber hinaus wird uns Joghurt aus Kamelmilch angeboten. Klang zunächst ein wenig unappetitlich, aber solltet ihr jemals die Chance bekommen diesen Joghurt zu testen, so lasst es euch nicht entgehen. Er war wirklich lecker!

camelYoghurt
Kamelyoghurt

Nachdem sich bei der Vorbereitung noch immer nicht allzu viel getan zu haben scheint, beschließen wir vorerst, den Ice Canyon zu besichtigen. Ein wirklich sehr schöner Canyon, in dem es zu dieser Jahreszeit eine Menge Grün zu sehen gibt, da dieses Jahr ungewöhnlicher Weise eine Menge Regen in der Region gefallen ist.

entry to the canyon
Eingang zum Ice Canyon

Im Canyon sieht man ein paar Pferde, Kühe, Ziegen und wenn man etwas Glück hat gelegentlich noch exotischere Tiere wie zum Beispiel Schneeleoparden. Nachdem wir nun über den Punkt, an dem unser Tour-Guide stehen geblieben ist, weil man ein wenig klettern musste, hinaus gegangen sind, wird mir bewusst, woher der Name dieses Canyons ruht. Selbst im Sommer, wo die Temperaturen täglich die 30°C Grenze überschreiten, gibt es hier noch sehr dicke Eisschichten in manchen Ecken des Canyons, da hier kein Sonnenlicht hinfällt. 

thickIce
Na das ist doch mal eine dicke Eisschicht

Zunächst ein wenig skeptisch und vorsichtig auf das Eis getreten, anschließend eher spielerisch am Erkunden wird der Ice Canyon zu einem meiner persönlichen Highlights in der Gobi Wüste.

maikelOnIce
Der Name des Bildes: Maikel on Ice

Im Nachhinein war das vermutlich sogar alles in allem mein Lieblingstag, Eine vielfalt von Erfahrungen,  angenehm erträgliche Temperaturen im Canyon gewesen ist und das Yak-Festival.

Naja, nachdem wir inzwischen insgesamt ca. 4 Stunden durch den Canyon und wieder zurückgewandert sind, wird es Zeit zurück zum Yak-Festival zu gehen. "Das Rennen haben wir sicherlich schon verpasst" denken wir. Al wir um kurz vor 4 wieder am Veranstaltungsort ankommen, hat, zu unserer Überraschung, das Rennen kurz davor gestanden, zu beginnen.

Wir suchen uns einen Platz auf dem Hügel, von dem man gut ins Tal vor uns schauen kann, da hier das Rennen abgehalten werden soll. Nun heißt es abwarten.. Es scheint ein wenig Verwirrung darüber zu herrschen, wo genau das Rennen anfängt, aufhört und auf welches Signal es losgehen soll.

Plötzlich läuft eines der Yaks wild und das scheint dann (zufälligerweise) der Startschuss für das Rennen geween zu sein. Ich höre ein paar Schreie in mongolischer Sprache, was genau passiert, verstehe ich jedoch nicht. Hüte fliegen durch die Luft, ein paar Kerle werden von ihren Yaks abgeschüttelt und ein andere paar schaffen es einige Sekunden auf ihrem Yak sitzen zu bleiben ehe sie abgeschüttelt werden. Okay, Ziel dieses Rennens scheint es nicht gewesen zu sein, als erster eine gewisse Ziellinie zu erreichen, sondern vielmehr die höchste Distanz oder längste Zeit auf einem wild laufenden Yak durchzuhalten. 

Irgendwie witzig das Ganze. Wer jetzt gewonnen hat, weiß ich nicht so genau, jedoch wird der Gewinner später bei der Abschlusszeremonie bekannt gegeben. Anschließend gibt es noch einige weitere kuriose, teils lustige Festspiele. Eines davon ist "Baby-Yak-Squatten" - Wer schafft die meisten Kniebeugen innerhalb von 30 Sekunden, während er ein Baby-Yak in den Armen festhalten muss. “Das ist das "mongolischste"/barbarischste was ich bisher in der Mongolei gesehen habe" denke ich mir, als ich sehe, wie mit dem Baby-Yak umgegangen wird. Pausen zwischen den Teilnehmern werden so kurz wie möglich gehalten, damit das Baby keine Zeit zum Verschnaufen hat, denn ansonsten kann es ja Energie sammeln und dem nächsten Teilnehmer aus den Armen springen. Ist ein Teilnehmer fertig und lässt das Yak auf dem Boden ab, so kommt der nächste sofort angerannt und möchte weiter machen.

Ich denke, dieses Spiel hat auch verdeutlicht, wie eng die Beziehung zwischen der mongolischen Bevölkerung und der Natur/den Tieren ist. So eng, dass sie auf eine solche Art und Weise in Festspiele eingebunden werden. Ich spiele kurz mit dem Gedanken ebenfalls teilzunehmen, lasse es letzten Endes jedoch, da mir das Jungtier zu leid tut.

Ein weiteres Festspiel, bei dem es sich unsere Crew diesmal nicht nehmen lässt, teilzunehmen ist Seilziehen. Für einige meiner Mitstreiter und mich ist es das erste Mal, dass wir das ausprobieren, dementsprechend waren wir als ein Haufen unkoordinierter Chaoten auch nicht allzu erfolgreich, werden von dem Veranstalter und der Menge jedoch sehr stark angefeuert und anschließend gelobt, dafür dass wir ihre Kultur respektieren und sogar bei ihren Aktivitäten mitmachen.

Nach einigen anderen lustigen Spielen wie zum Beispiel einem Berg-Hochlauf-Wettrennen gab es zum Abschluss noch zwei Gesangseinlagen auf einer Stage. Daraufhin finden die Siegerehrungen für die ganzen Festspiele statt. Es gibt Preisgelder und außerdem wird auch das schönste Yak gekürt.

picWithMongolianSinger
Schick sehen die traditionellen Outfits der Sänger ja allemal aus.
beautifulYak
Und hier ist es, das schönste Yak

Nun geht’s im Anschluss direkt zurück in das selbe Zeltlager wie gestern, den Sonnenuntergang anschauen und danach ab ins Bett.

Tag 6: Zu Mittag essen neben einem Totenschädel, turbulenter Kamelritt und Sanddünen, endlich mal richtige Wüste!!

Der Tag beginnt mit einem leichten Frühstück, woraufhin wir direkt wieder losfahren. Mittendrin mal kurz eine Pinkelpause in der Wüste eingelegt als wir plötzlich eine Herde rennender (!) Kamele entdecken. Als diese kurz beim Wassernapf stehen bleiben, wirkt es schon fast so, als würden sie für unsere Kamera posen.

camelShooting
Und jetzt bitte alle mal kurz in die Kamera gucken

Definitiv ein witziger und erfrischender kurzer Stopp nach den ersten zwei Stunden Fahrt. Anschließend geht es 2 Stunden weiter bis in ein verlassenes Tal, in welchem wir zu Mittag essen werden, da die nächste Stadt doch weiter entfernt ist, als es unser Tour-Guide in Erinnerung hatte. 

Kurzerhand wird mit den übrig gebliebenen Nahrungsmitteln gefreestylet und ein Essen für unsere Gruppe gezaubert. Während der Zubereitung steige ich auf die umliegenden Hügel, genieße den Ausblick. Auf meinem Rückweg zum Auto stelle ich fest, dass 10m neben uns, ein Totenschädel herumliegt. "Das ist doch mal so richtig klassisch Wüste", denke ich mir und mache einen tollen Schnappschuss.

skull

Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir diesmal zur Abwechslung doch sehr früh bei unserer Unterkunft an. Das soll es für heute jedoch noch nicht gewesen sein. Im Lager bereiten wir das Abendessen heute zur abwechslung mal gemeinsam zu. Es gibt Khushur - mongolische frittierte Teigtaschen mit Füllung, teils vegetarisch, teils mit Fleisch. Meine persönliche Empfehlung: Frisch zubereitet schmecken sie wirklich am aller Besten! Raus aus der Pfanne, ein paar Sekunden zum Abkühlen auf den Teller und ab in den Mund, ohne zu viel Zeit zu verlieren!

Im Anschluss an das frühe Abendessen wollen wir nun noch Sanddünen besuchen und dafür gibt es doch keine bessere Transportmöglichkeit als Kamele, oder? Naja, vielleicht doch... Von unseren insgesamt 4 Kamelen sind zwei ein wenig...., sagen wir widerspenstig. 

camelRide
Die Tatsache, dass die Kamele aneinander gekettet waren hat die Streitereien natürlich begünstigt...

Natürlich ist eins der wilden Kamele das meine. Auf dem Weg zu den Dünen müssen wir aufgrund sehr häufigen Rangel-Versuche der zwei Kamele kurze Stopps einlegen, um die beiden wieder zu entwirren. Naja, nach doch sehr holprigen 30 Minuten haben wir es endlich geschafft: Wir sind bei den Sanddünen angekommen. Leider scheint der Kamelritt jetzt vorbei zu sein, wobei es doch eigentlich viel mehr zu erwarten wäre, mit Kamelen durch Sanddünen anstelle einer Prärie zu schreiten, oder? Naja wie auch immer, nun machen wir uns zu Fuß auf eine der höchsten Sanddünen der Gobi Wüste.Ausblick von oben, echt der Hammer!

dunes
Endlich mal so richtig Wüste

Nachdem wir einige Zeit dort verweilen, wollen wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, auch einmal "Sandsurfen/Rutschen" auszuprobieren. Deshalb haben wir kleine "Schlitten" mitgebracht, um die steileren Stellen runter zu düsen. In unserer Vorstellung hat das ganze enttäuschenderweise sehr viel besser geklappt als in Wirklichkeit... Naja, spaßig ist es dennoch.

Nachdem es langsam immer später wird und die Temperatur durch die ganzen Wolken, welche heute am Himmel sind, sich auch relativ frisch anfühlte, entschieden wir uns dafür wieder umzukehren und es damit den Tag gewesen lassen zu sein.

Tag 7: Flaming Cliffs - Distanzen die sich der Vorstellung entziehen

Der Morgen beginnt schon mal sehr spaßig. In traditionellen mongolischen Outfits eingekleidet mal so richtig als Mongole füh‍len!

mongolianMaikel
"Bi Mongolgh" - Ich bin Mongole

Heute geht es zu den Flaming Cliffs. Das ist das erste Mal, dass mir bewusst wird, dass man in dieser riesigen Wüste total das Gefühl für Distanzen verliert, wenn man sich hier noch nie vorher aufgehalten hat und mit den Größen-Maßstäben nicht vertraut ist. Wir haben uns nun also auf den Weg zur Felsformation gemacht und nach ca. einer halben Stunde haben wir die Flaming Cliffs erspähen können. Aus Spaß haben wir alle mal eine Schätzung abgegeben, wie lange es denn noch dauern wird. Die Antworten lagen zwischen 20 und 30 Minuten.

flamingCliffs
Weit und breit nichts anderes in Sicht

Eine Stunde später meine ich dann erneut "okay, jetzt müssen es bestimmt nur noch so ca. 30 Minuten sein.". Ca. 45 Minuten später kommen wir dann endlich bei den Flaming Cliffs an. 

Das Schwierige hierbei ist, dass neben diesen Felsformationen nichts zu sehen ist, womit ich die Größe dieser Felsformationen auch nur ansatzweise abschätzen kann. Keine Bäume, Häuser, Tiere oder Ähnliches. Naja, wie auch immer. Angekommen bei den Flaming Cliffs werden diese erst einmal bestiegen und ein wenig das Areal erforscht. Von oben gibt es, wie auch schon die Tage zuvor, kilometerweit nur Wüste zu sehen. Irgendwie wird das Ganze trotzdem nicht langweilig. Am anderen Ende der Flaming Cliffs, an jener Stelle, an welcher vor einigen Jahren Dino-Eier gefunden wurden, gibt es nun ein Replikat eines Dinos, welches Eier hütet. Das Reptil selbst gehörte seinerzeit zu einer anderen Gattung als zu jener, welcher die sich in den Eiern befindlichen Lebewesen angehörten. Das Geschöpf machte es sich scheinbar zu seiner Lebensaufgabe, die Eier nicht, wie lange Zeit fälschlicherweise vermutet, zu stehlen oder zu essen, sondern diese zu beschützen.

dino
dinoDescription

Nach diesem nicht ganz so ereignisreichen Tag geht es weiter ins nächste Camp, in welchem es auch eine kleine "Bar" gibt. Hier treffen wir heute auf einige Koreaner mit denen wir abends ein paar Gläser trinken. Irgendwann bemerken wir, dass es draußen bereits sehr dunkel geworden ist. Die Koreaner sind plötzlich sehr aufgekratzt und meinen, wir müssen sofort raus, etwas anschauen. Kaum aus der Tür raus, schon wurde mir klar, woher die Vorfreude rührt - vom Sternenhimmel. WOW. Ich kann ohne jeden Zweifel sagen, dass ich in meinem Leben noch nie zuvor so viele Sterne gesehen hatte. Selbst mit meinem Handy kann ich diese, sowie die Milchstraße gut ins Bild bekommen.

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Für den ersten Versuch den Pro-Modus meines Handys zu benutzen, gar nicht mal so schlecht

Nachdem wir ein wenig die Sterne bewundert haben, legen die Koreaner plötzlich los, Tripods aufzustellen, ihre Handys auszupacken und mit einem Smartphone, welches nur als Taschenlampe dient und einem anderen, welches auf einen Tripod gestellt wird, Fotoshootings abzuhalten. Korea-typisch - alles Samsung Handys. Der PRO-Modus wird eingeschaltet, ISO-Wert und Shutter Speed angepasst, ein paar andere kleine Veränderungen vorgenommen. Los geht's mit dem Fotoshooting. 

Ein paar hammer Bilder von mir und meinen Freunden sind auch dabei, allerdings ist mein Instagram-Kontakt wohl in den Notizen des Koreaners irgendwo untergegangen. Schade..., aber dennoch war es eine coole Erfahrung zu sehen, was zum einen Smartphones heutzutage leisten können und zum anderen Koreaner für einen Aufwand betreiben, um schöne Fotos für Instagram zu schießen. Sogar kleine Taschenlampen hatten sie dabei, mit welchen das Fotomodel in den Himmel leuchten konnte, um das ganze dann auf dem Foto am Ende noch cooler aussehen lassen zu können. Echte Profis am Werk!

Tag 8: Zu Besuch bei Freunden und anschließend bei einer Nomadischen Familie, es gibt auch Hunde!

So, nun liegen nur noch die zwei Tage und die dazwischenliegende letzte Nacht in der Wüste vor uns. Viel steht nicht mehr auf dem Plan - Lange Autofahrten zurück in Richtung Ulan Bators und eine Nacht mit einer echten nomadischen Familie. Zunächst gibt es einen Abstecher in eine der unzähligen kleinen Städte der Wüste, in der wir die Freunde unseres Guides treffen. Der Ehemann der Familie hat sein eigenes Haus gebaut und ich muss sagen, ich bin beeindruckt davon, wie gut das ganze ausschaut. Ein wenig mit Vorurteilen gehe ich nach all der Armut/dem simplen Lebensstil, welche/n ich bis jetzt in der Mongolei und speziell während der Tour durch die Wüste gesehen habe, an neue Begegnungen ran. Ich lasse mich aber auch immer wieder gerne davon belehren, dass es nicht überall in der Mongolei so sein muss. 

Ganz typisch werden uns beim Betreten der Räumlichkeiten sofort Getränke und Süßigkeiten angeboten, woraufhin ein sehr leckeres Mittagessen folgt. 

Ein sehr leckerer Empfang

Ein wenig unbeholfen kommen wir uns jedoch schon vor, als wir nicht so recht wissen, was wir machen sollen, da wir die Leute hier weder ein wenig kennen, noch wirklich kommunizieren können (hier spricht ja, wie so oft, kaum jemand Englisch^^) und unser Guide nun auch schon seit längerer Zeit vor der Tür verschwunden ist. Ein paar Minuten später, als unser Guide wieder durch die Tür tritt, erzählt sie uns, dass der Ehemann der Familie kurzerhand seine Arbeit stehen und liegen lassen hat, um vorbei zu kommen und uns allen Hallo zu sagen.

Nach einem kurzen Hallo und einem weiteren kurzen Gespräch zwischen unserem Guide und dem Ehemann, sowie einer abschließenden Dankesrunde und Verabschiedung, setzen wir uns alle wieder ins Auto und ziehen weiter zu unserer letzten Unterkunft der Tour - einer Nomadenfamilie. 

Hier gibt es 3 Hunde, ein Pferd und ein paar andere Tiere, welchen der Familie gesellschaft leisten. Herrlich. Wenn so viele Tiere mit von der Partie sind, fühle ich mich, trotz den leeren Weiten der Wüste, und der Tatsache, dass alle meine Gefährten erst einmal im Zelt entspannen, nicht wirklich einsam. Ein letztes Mal genieße ich hier die Stille der Natur, das authentische Wildleben und den mongolischen Milchtee, an welchen ich mich nach der Woche nun langsam gewöhnt habe. Obwohl ich nicht mit der Familie kommunizieren kann, habe ich beschlossen, mich zu Ihnen zu setzen und gemeinsam ein wenig Fernsehen zu schauen. Dieser wird mit Hilfe eines Solarpanels am Laufen gehalten. Irgendwie krass, wie viel  Technik die Nomaden teilweise besitzen. An Solarzellen und Fernsehen hätte ich vor dem Trip sicherlich nicht gedacht wenn ich mir das leben einer Nomadenfamilie ausgemalt hätte

Beim Betreten unseres Gers merken wir sofort, dass keine Mühe gescheut wurde, dem ganzen seinen eigenen knuffigen Charakter zu geben.

cuteGer
gerPoster

Den letzten Abend geht es noch einmal auf einen kleinen Hügel, ca. 5 Minuten fußläufig von unserem Camp entfernt, um den letzten Sonnenuntergang in der Wüste zu bewundern. Auf unserem Weg entdecken meine Mitstreiter und ich wieder einige Echsen und Totenschädel. Die Hunde der Familie sind diesmal ebenfalls mit von der Partie.

FOTOS VOM SONNENUNTERGANG UND DEM TOTENSCHÄDEL

Ein gelungener letzter Abend würde ich mal behaupten.

Tag 9: Ongi Monastery (?) und Ulan Bator

Am nächsten Morgen werden nun alle Sachen gepackt und wir machen uns auf den Weg zu unserem letzten Stopp der sogenannten Ongi Monastery. Ein Rückzugsort für Mönche Mitte des 20.Jhd, als diese wegen anti-religiöser Aufstände verfolgt wurden. Leider haben letzten Endes auch diese versteckten Kloster nicht genügend Schutz bieten können, sodass die hier befindlichen Mönche damals ebenfalls den Aufständen zum Opfer gefallen sind.

Die Überreste dieser Kloster sind eine Empfehlung für alle, die sich für dieses Kapitel der mongolischen Geschichte interessieren, aber auch für all jene, die Plätze, die von der Natur zurück annektiert wurden, gerne bewundern. 

Ein Gefühl von Harmonie und Frieden beschleicht mich, während ich durch die Ruinen schleiche, mich durch zugewachsene Wege schlängle und ich mich letzten Endes vom höchsten Punkt umschaue. Gleichzeitig bewundere ich die Überreste der Klöster, die seinerzeit aus Stein gebaut worden waren.

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Der Eingang zu den Ruinen
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Die Spitze

Ein schöner letzter Stopp, nun soll es aber zurück in die Hauptstadt gehen, in der ich meine letzten drei Tage verbringen werde.

Zurück in der Hauptstadt entschließe ich mich dazu, nach einer wohltuenden Dusche unter fließend warmem Wasser noch einmal einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu machen, nachdem ich nun so lange keine modernen Gebäude mehr gesehen habe. 

Irgendwie sehe ich die Stadt nach einer solchen Tour quer durch die Zeitgeschichte der Mongolei nun mit etwas anderen Augen. Das sehr direkte und teils auf den ersten Blick eventuell etwas forsch wirkende Verhalten von manchen Menschen hier wirkt plötzlich viel natürlicher/verständlicher, da dies in gewisser Art und Weise die Geschichte des Landes widerspiegelt.

Tag 10-12: Mongolische Gastfreundschaft

Die letzten Tage verbringe ich, nachdem ich mir am ersten Tag eine leichte Lebensmittelvergiftung bei KFC eingefangen habe,  eher ruhig. Dennoch lerne ich über eine Freundin aus Japan in der Mongolei einen guten neuen Freund kennen, der mich ein wenig herumführt und mir einige mongolische Spezialitäten nahe bringt.

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Was man so alles aus einem Schaf herausholen kann

Mag auf den ersten Blick eventuell nicht ganz so appetitlich aussehen, jedoch würde ich jedem, der mit dem Gedanken spielt es zu probieren, definitiv empfehlen, es nicht auszulassen. Es war der Hammer! Geschmacklich Top und von der Konsistenz überraschenderweise überhaupt nicht Anwidernd. :)

Selbst am letzten Tag scheut mein neu gewonnener Freund keine Mühe mir nochmal so gut es geht unter die Arme zu greifen. Er fährt mich mit seinem Auto bis zum Flughafen und bringt mir obendrein auch noch Medizin für meinen Magen, der sich noch nicht ganz beruhigt hat, mit. Unglaublich diese Gastfreundschaft. Davon können wir uns echt eine Scheibe abschneiden. 

Thanks for everything my friend!

Fazit

Wow, viele verschiedene Eindrücke, das erste Mal für mich, dass ich auf einem längeren Roadtrip, unter widrigen Bedingungen, unterwegs gewesen bin. Wobei ich ehrlich gesagt gestehen muss, dass es weitaus angenehmer gewesen ist, als ich es erwartet hatte. 

7 Tage Wüste, in der ganzen Zeit nur eine Dusche, welcher das Warme wasser abgeschaltet wurde und die ganze Zeit über in Zelten unterkommen - das klang für mich zu Beginn echt taff und sehr primitiv, jedoch war es letzten Endes weniger schlimm als erwartet. Es gab sogar jedes mal vernünftige Betten! Das Essen war lecker und da alle in einem Boot saßen und man als Team die Reise bestritten,sowie einige Abenteuer erlebt hat, sind die kleinen Unannehmlichkeiten letzten Endes nicht so sehr ins Gewicht gefallen. Irgendwie hat es sich für mich, bis auf die Tatsache, dass wir mit dem Auto unterwegs gewesen sind, wie eine Reise zurück in der Zeit angefühlt. 

Durch den Norden der Mongolei gibt es übrigens auch “standardmäßig” 12 tägige Touren, welche auf Pferden abgehalten werden. Hab von Freunden gehört, dass es dem Hintern anschließend nicht ganz so gut geht, da die lange Zeit auf Pferden den Allerwertesten ganz schön wundscheuern kann, es das jedoch alle Male wert ist. Des Weiteren gibt es darüber hinaus noch viele individuell anpassbare (ja, hier wird auch auf spezielle Wünsche oftmals ganz gezielt eingegangen) Touren, sodass für jeden Natur/Geschichtsliebhaber etwas dabei sein wird bzw. kreiert werden kann.

Ich persönlich könnte mir vorstellen, noch einmal die Mongolei zu bereisen. Wenn mich mal wieder die Sehnsucht eines längeren Aufenthalts in der Natur packen wird, dann ist dies ein Ort, an dem es für mich noch viele neue Plätze zu entdecken gibt. 

Einen Luxusurlaub sollte man hier sicherlich nicht erwarten  (bzw. kommt es auf das Budget an), jedoch sind die Preise sehr günstig und die Leute, auf welche man trifft, wirklich sehr, sehr herzlich. Letzten Endes hatte ich das Gefühl, dass ich mit offenen Armen, in einer Reise vor unserer Zeit, empfangen werde und einiges über die mongolische Kultur, die Natur- und Tierwelt an sich, sowie eine Menge über mich selbst lernen konnte. 

Hab hier und da bestimmt vergessen über ein paar andere kleine Details der Reise zu berichten wie zum Beispiel meinen PCR-Test für in einer eher gruseligen kleinen Kabine aber ich denke, dass wenn ich noch mehr ins Detail gegangen wäre, das einfach den Ramen gesprengt hätte (falls es das eh nicht schon getan hat).
Vielen Dank fürs lesen, ich hoffe der Artikel hat gefallen. :) 
Bis zum nächsten Mal!

Danke fürs Lesen und viel Spaß! (Die Symbole sind klickbar!)
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KanakInTokyo aka MaikelKanakInTokyo aka Maikel

Ich heiße Maikel und bin im November 2020 von Deutschland aus im Rahmen eines Stipendiums nach Japan, Tokyo gereist. Die Faszination für Japan hat damals mit Animes begonnen, hat sich im Rahmen der Vorbereitung auf mein damaliges Motivationsschreiben fürs Stipendium erweitert und wird Tag für Tag in Japan größer und größer. Im Moment absolviere ich ein Praktikum bei einem japanisch-thailändischem Startup, welches bis zum März des kommenden Jahres andauern wird. Was danach ansteht, weiß ich noch nicht so genau.

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